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Discount-Calls

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Schon alleine die Bezeichnung für das neue Produkt von BNP Paribas hat eine rege Diskussion in Fachkreisen ausgelöst: Von „Marketing-Entgleisung“ über „fataler Namens-Faux-Pas“ bis zu „babylonischer Sprachverwirrung“ reichten die Kommentare zu der neuen Produktbezeichnung. Der Emissionsbank wurde vorgeworfen, die Bezeichnung „Discount“, mit der die Mehrzahl der privaten Anleger „Discount-Zertifikate“ assoziieren, für ein spekulatives Finanzinstrument zu verwenden.

Analog zu Discount-Zertifikaten liegt der Preis für einen Discount-Calls bzw. -Put immer unter dem von herkömmlichen Calls bzw. Puts. In diesem Sachverhalt sieht die Emissionsbank ihre Begründung für die Bezeichnung „Discount-Call“ bzw. „Discount-Put". Anders jedoch als bei Discount-Zertifikaten, wo das Risiko grundsätzlich niedriger ist als beim Direktinvestment, weisen „Discount-Calls“ jedoch teilweise ein deutlich höheres Risiko im Vergleich zum Direktinvestment auf.

Was sind Discount-Calls?

Bei einem Discount-Call handelt es sich um eine Verbriefung der Strategie des Call Spreads (Call Bull Price Spread). Es wird einerseits ein Call gekauft und andererseits ein Call mit einem – gegenüber dem gekauften Call – höheren Strike (Ausübungspreis) verkauft. Analog zu einem herkömmlichen Call partizipiert der Anleger an steigenden Kursen des Underlying (Basiswert). Anders als beim herkömmlichen Call ist der Gewinn auf einen Höchstbetrag begrenzt. Als Kompensation für den Verzicht auf die Partizipation am Kursanstieg über dem Höchstbetrag erhält der Anleger einen Discount, also einen Nachlass auf den Kaufpreis.

Folgende Ausstattungsparameter beschreiben einen Discount-Call:

Underlying (Basiswert):
Discount-Calls beziehen sich auf ein Underlying; in der Regel ist dies eine Aktie oder ein Index.
Bezugsverhältnis:
Ein Discount-Call bezieht sich nicht zwangsläufig auf eine Einheit des Underlying. So bezieht sich zum Beispiel beim DAX jeder Discount Index nur auf 1:100 Einheiten des Index.
Laufzeit:
Discount-Calls haben – ebenso wie herkömmliche Calls – ein begrenzte Laufzeit.
Strike (Basiskurs):
Zum Basiskurs kann der Anleger seine Option ausüben.
Cap-Preis:
Der Cap-Preis bezeichnet den Ausübungspreis der verkauften Option.
Maximalwert:
Der Maximalwert ergibt sich aus der Differenz zwischen Cap-Preis und Strike, bereinigt um das Bezugsverhältnis.

Beispiel: Call Bull Price Spread

(1) Kauf eines Calls mit Basispreis 100 und Verfallsdatum März 2005 zu 9,– €.
(2) Verkauf eines Calls mit Basispreis 130 und Verfallsdatum März 2005 zu 2,– €.
(3) Aktienkurs der Münchner Rückversicherung 93,– €.

Aktienkurs Gewinn
aus (1)
Kosten
aus (1)
Verlust
aus (2)
Erlös
aus (2)
Gewinn/
Verlust
95 0 - 9 0 2 - 7
98 0 - 9 0 2 - 7
100 0 - 9 0 2 - 7
105 5 - 9 0 2 - 2
110 10 - 9 0 2 3
120 20 - 9 0 2 13
130 30 - 9 0 2 23
135 35 - 9 - 5 2 23
140 40 - 9 - 10 2 23

Sind Discount-Calls eher Discount-Zertifikate oder Calls?

Discount-Calls können konservativ bis sehr spekulativ ausgestattet sein. Je nach Wahl der Parameter ähneln Sie mehr den Discount-Zertifikaten oder mehr den Call-Optionsscheinen. Notiert der Underlying-Kurs weit unter dem Strike und ist zudem auch noch die Spanne zwischen Strike und Cap-Preis prozentual groß, wird sich der Discount-Call wie ein herkömmlicher Call verhalten. Notiert hingegen der Underlying-Kurs weit über dem Cap-Preis, ist die Risikostruktur auch mit einem Discount-Zertikat, dessen Underlying-Kurs ebenfalls über dem Cap-Preis notiert, vergleichbar.

Stellen Discount-Calls eine Alternative zu Deep-Discount-Zertifikaten dar?

Bei einem Deep-Discount-Zertifikat liegt der Cap-Preis unter dem aktuellen Underlying-Kurs. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass das Underlying am Verfallstag unter dem Cap-Preis notiert. Dadurch profitiert der Anleger von stagnierenden und sogar leicht fallenden Kursen. Der Anleger erhält den Höchstbetrag, wenn der Underlying-Kurs nicht unter dem Cap sinkt. Die Deep-Discount-Zertifikate-Strategie stellt eine konservative Strategie dar.

Diese beliebte Strategie, um bei überschaubaren Risiken höhere Renditen als auf dem Geldmarkt zu erzielen, lässt sich mit Discount-Calls nur schwer verwirklichen. Denn bei Discount-Calls, deren Cap weit über dem Kurs liegt, ist zu beobachten, dass die Maximal-Rendite teilweise sogar negativ ist, d.h. der Anleger erhält bei sehr konservativen Strategien mit Discount-Calls sogar weniger zurück als er investiert hat. Auf Nachfrage zu den Ursachen hierfür erklärte BNP Paribas, die Bank müsse Gegengeschäfte abschließen, was wiederum Transaktionskosten verursache.

Die Transaktionskosten führten zu einer negativen Maximal-Rendite. Fraglich ist allerdings, aus welchem Grund die Bank überhaupt ein Gegengeschäft abschließen sollte, denn schließlich ist das Risiko der Bank auf die Auszahlung der Differenz zwischen Basis und Cap-Preis begrenzt – und der Preis für den Discount-Call dürfte den Betrag aus dieser Differenz kaum übersteigen.

Welchen Einfluß hat die Volatilität auf den Preis des Discount-Calls?

Bei herkömmlichen Discount-Zertifikaten fällt der Kurs, wenn die Volatilität des Underlying steigt. Bei Calls profitiert der Anleger von steigender Volatilität des Underlying.

Bei Discount-Calls läßt sich keine eindeutige Antwort geben. Notiert das Underlying über dem Cap-Preis, profitiert der Anleger von sinkender Volatilität. Wenn in diesem Fall die Volatilität sinkt, so verliert die verkaufte Call-Option mit hohem Strike stärker an Wert als die gekaufte Call-Option. Somit steigt der Kurs des Discount-Calls bei sinkender Volatilität.

Sinkt hingegen die Volatilität und notiert das Underlying unter dem Strike, verliert der Discount-Call an Wert. Der Wert der gekauften Call-Option mit niedrigem Strike sinkt stärker als der Wert der verkauften Call-Option mit hohem Strike, wodurch der gesamte Effekt für den Discount-Call negativ ist.